Die gesellschaftspolitische Diskussion rund um Breitbandausbau und Digitalisierung ist keine neue. Genausowenig, dass Deutschland zu den Schlusslichtern in Sachen digitaler Infrastruktur gehört - ein Umstand, der die Entwicklung von Tech-Giganten behindert.

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Mein Name ist Kamuran Sezer. Bei der Iodata GmbH verantworte ich die Bereiche Forschung und Kommunikation. Ich bin Ihr Ansprechpartner für folgende Themen: Studien, digitale Transformation und IO-Reifegradmodell.

Die gesellschaftspolitische Diskussion rund um Breitbandausbau und Digitalisierung ist keine neue. Genausowenig, dass Deutschland zu den Schlusslichtern in Sachen digitaler Infrastruktur gehört – ein Umstand, der die Entwicklung von Tech-Giganten behindert.

Neben den bekannten Baustellen wie schnelles Internet, E-Government und E-Health liegen die Social-Media-Nutzung der Unternehmen (Rang 20) und der privaten Nutzer (Rang 27) weit unter dem EU-Durchschnitt. Besonders gering ist auch die Nutzung moderner digitaler Technologien in kleinen und mittleren Unternehmen. Hart kritisiert wird auch die außergewöhnliche große Kluft zwischen Stadt und Land im Angebot schneller Internetanschlüsse und die geringe Glasfaserabdeckung, was Deutschland im „Digital Economy and Society Index“ der EU Rang 14 beschert.

EU Index irrelevant - düstere Aussichten bei “Weiter so.”

Nun ist Europa allerdings gar nicht der relevante Maßstab für derartige Vergleiche. Erst wenn auch die Vorreiter USA und China herangezogen werden zeigt sich der digitale Rückstand in aller Deutlichkeit. Europas Anteil am Wert der 60 wertvollsten digitalen Plattformunternehmen beträgt nur noch 3 Prozent und wird angesichts des rasanten Wachstums in Asien wohl weiter fallen. Da Europas Konsumenten eifrige Nutzer dieser Plattformen sind, wandert jedes Jahr ein beträchtlicher Teil der Wertschöpfung ab, vor allem ins Silicon Valley. Sollten die Chinesen nun die zentralen Plattformen für Industriegüter aufbauen, wird sich der Trend aus der Konsumentenwelt noch verschärfen.

Auch nicht viel besser sieht es aus, wenn die aktuellen Investitionen in „Deep Tech“ wie Künstliche Intelligenz betrachtet werden. Auch hier scheint Europa den Anschluss zu verlieren. Unser Anteil an den Risikokapitalinvestitionen ist 2017 auf nur noch 7 Prozent gesunken. Dass nicht nur die USA, sondern vor allem Länder in Asien die Investitionen in diese Technologien seit 2013 massiv ausgebaut haben, scheint in Europa niemanden zu interessieren/beunruhigen.

Stellschrauben: Talent, Marktbedingungen, Kapital

Ohne deutsche Tech-Giganten riskiert Deutschland seine globale wirtschaftliche Relevanz. Um zu den USA aufzuschließen sind, nach Angaben von McKinsey, zusätzlich 20 Mrd. Dollar Risikokapital erforderlich. So bräuchten aufstrebende Technologieunternehmen einen geeigneten Nährboden, um sich voll entfalten zu können. Benötigt würde ein sich selbst verstärkendes Ökosystem aus drei Schlüsselfaktoren: Talent (hochkarätige Tech-Gründer und Mitarbeiter), Kapital (um Wachstum zu finanzieren) und günstige Marktbedingungen (um ein optimales Umfeld zu schaffen). In allen drei Bereichen bestehe in Deutschland Nachholbedarf.

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Zwar besitze Deutschland eine starke technologische Innovationskraft sowie international führende technische Hochschulen, dich im internationalen Vergleich mit den USA und China fehle es an Gründungsbereitschaft, sowie einer positiv belegten Gründerkultur. In Sachen Kapital investierte Deutschland mit ca. 3 Mrd. USD rund achtmal weniger Wagniskapital pro Kopf als die USA. Es sei genug, um vorhandene junge Unternehmen zu finanzieren, jedoch nicht ausreichend, um mit den USA und China mitzuhalten. 

Zuletzt die Marktbedingungen, die strukturellen Voraussetzungen. Diese seien für deutsche Start-ups im internationalen Vergleich nicht ideal. Im Gegensatz zu China oder den USA verfügt Deutschland über einen verhältnismäßig kleinen Binnenmarkt, was junge Tech-Unternehmen zu raschen expansionen zwinge. Doch 28 Regionalmärkte mit unterschiedlichen Sprachen, Geschäftskulturen und Rechtssystemen gestalten die Expansion kompliziert und kostenintensiv. Nicht umsonst war ein “ökonomisches Schengen” zwischen Deutschland und Frankreich im Gespräch – ein erster Schritt? (McKinsey/Platformeconomy/iovolution)

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