Mit Blick auf Industrie 4.0 kommt dem Thema Sicherheit eine herausragende Rolle zu. Sicherheit und Automatisierung stehen dabei nicht nebeneinander. Vielmehr setzen sie eine ganzheitliche Lösung voraus. Wie sie konkret aussieht, zeigt Pilz GmbH & Co. KG.. iovolution.de hat ein Interview mit Klaus Stark geführt, der Innovationsmanager bei der Pilz GmbH & Co. KG ist.

Sichere Automation: Interview mit Klaus Stark „Safety und Security sind Enabler von Industrie 4.0“

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Mit Blick auf Industrie 4.0 kommt dem Thema Sicherheit eine herausragende Rolle zu. Sicherheit und Automatisierung stehen dabei nicht nebeneinander. Vielmehr setzen sie eine ganzheitliche Lösung voraus. Wie sie konkret aussieht, zeigt Pilz GmbH & Co. KG.. iovolution.de hat ein Interview mit Klaus Stark geführt, der Innovationsmanager bei der Pilz GmbH & Co. KG ist.

Herr Stark, können Sie zunächst Ihre Person vorstellen? Welche Aufgaben haben Sie bei der Pilz GmbH & Co. KG?

Ich bin 1996 als Produktmanager in das Unternehmen Pilz eingetreten. Über 11 Jahre habe ich das Produktmanagement verantwortet, mit einem umfassenden Ausbau des Portfolios durch weitere Plattformen bis hin zur sicheren Sensorik.

Weitere neun Jahre hatte ich die Gesamtverantwortung des internationalen Vertriebs. Diese Zeit war geprägt von einem qualitativen Ausbau und der weiteren Internationalisierung von Pilz zu einem Global Player mit heute 40 Tochtergesellschaften und 30 Handelspartnern.

Seit Februar 2017 bin ich im Unternehmen für das Thema Innovationsmanagement verantwortlich. Darin nimmt das Thema Industrie 4.0 eine herausragende Rolle ein. Wichtig war und ist mir, die Nähe zum Markt und die konsequente Marktorientierung verbunden mit der Innovationsfähigkeit der Unternehmung.

Was waren prägende Meilensteine Ihres Berufslebens mit Blick auf “sichere Automatisierung”?

Dazu gibt es eine klare Antwort: Die Einführung von PSS3000. Als Produktmanager war ich Mitte der 90er mit der Aufgabe betraut, die neue Steuerungsgeneration PSS3000 in den Markt einzuführen. Zuvor habe ich ihre Entwicklung finalisiert. Besonders stolz bin ich auf diese Arbeit, weil die PSS3000 eine absolute Weltneuheit war. 

Die Steuerung konnte Sicherheit und Automatisierung in einem Steuerungssystem lösen. Und ist damit ein Meilenstein der Industriegeschichte, weil es gelungen ist, die Dimension „Sicherheit“ aus dem elektromechanischen Zeitalter herauszuführen und in das elektronische Zeitalter zu überführen. Die dabei gefundenen Lösungen sind noch heute aktuell.

Mit Blick auf Industrie 4.0 kommt dem Thema Sicherheit eine herausragende Rolle zu. Sicherheit und Automatisierung stehen dabei nicht nebeneinander. Vielmehr setzen sie eine ganzheitliche Lösung voraus. Wie sie konkret aussieht, zeigt Pilz GmbH & Co. KG.. iovolution.de hat ein Interview mit Klaus Stark geführt, der Innovationsmanager bei der Pilz GmbH & Co. KG ist. – Klaus Stark

Personenvorstellung – Klaus Stark

Dipl.-Ing. (FH) Klaus Stark, geboren 1955 in Grötzingen, war nach seinem Studium der Elektronik / Informatik acht Jahre als Entwicklungsingenieur bei Pilz tätig. Danach folgten berufliche Stationen bei Wöhrle Industrieelectronic als Entwicklungsleiter und bei Leuze Elektronik. Dort leitete er im Bereich Optosensorik das Produktmanagement und die Anwendungsberatung. Erneut bei der Pilz GmbH & Co. KG übernahm er 1996 die Leitung des Produktmanagements. Im Jahr 2008 wechselte er als Leiter in den Vertrieb International. Seit 2017 verantwortet Klaus Stark den Bereich Innovationsmanagement.

Können Sie unseren Lesern beschreiben, was unter “sichere Automatisierung” verstanden wird?

Der deutsche Begriff Sicherheit hat im angelsächsischen Raum zwei Bedeutungen, die wir bei diesem Thema zwingend unterscheiden müssen: Safety und Security.

Vereinfacht ausgedrückt meint Safety den Schutz von Mensch, Maschine und Umwelt. Hier steht die Gefahr im Vordergrund, die von einer Maschine oder Anlage ausgeht. Security hingegen bezieht sich auf den Schutz der Maschine oder Anlage selbst. Damit ist beispielsweise der Zugriff, die Manipulation oder Veränderung einer Maschine oder einer Anlage von außen gemeint.

Und was sind die Aufgaben einer „sicheren Automatisierung“?

Zunächst einmal gilt: Keine technische Einrichtung ist frei von Risiken. Zentrale Aufgabe der Sicherheit in Zusammenhang mit Automatisierung ist, diese Risiken auf ein akzeptables Maß zu reduzieren.

Früher hat man die eigentliche Automation nachträglich um die Sicherheit ergänzt. Heute liegt der Fokus auf Ganzheitlichkeit. Bei Neuanlagen ist es Stand der Technik, gesamthaft vorzugehen. Gesamthaft bedeutet dabei, Automation und die Sicherheit gleichzeitig zu lösen. Die sichere Automatisierung versteht sich als die ganzheitliche Lösung von allen Automatisierungsaufgaben sowie der damit verbundenen Sicherheitsaufgaben.

Verändert „Industrie 4.0“ die Anforderungen der sicheren Automatisierung?

Die Automation im Kontext von Industrie 4.0 steht vor neuen und großen Herausforderungen. Für uns bei Pilz steht das Thema Industrie 4.0 unter dem Begriff der „Autonomisierung“. Produktionseinrichtungen agieren im Kontext ihrer Aufgaben sowie zu ihrer Umgebung und Umwelt autonom. Das sind neue Rahmenbedingungen, in denen sich die Themenkomplexe Sicherheit und Automatisierung bewegen.

Industrie 4.0 ist damit deutlich mehr als ein einzelnes Produkt oder System. Sie kann nur von der Industrie gemeinsam umgesetzt werden. Aus diesem Grund ist Pilz auf vielen Ebenen aktiv. Wir engagieren uns in der Plattform Industrie 4.0, die bekanntermaßen die Idee und Vision von Industrie 4.0 bundesweit umsetzt. Darüber hinaus beteiligen wir uns aktiv an externen Projekten. „SmartFactory KL“ vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) oder die Initiative „Arena 2036“ sind einige Beispiele, in der Pilz sich aktiv einbringt. Darüber hinaus treiben wir das Thema mit Projekten in der hauseigenen Produktion und Entwicklung an.

Was beinhaltet die Zusammenarbeit zwischen der Pilz GmbH & Co. KG und SmartFactory KL? Was versprechen sie sich aus dieser Kooperation?

Pilz ist seit 2014 bei der SmartFactory KL auf vielfältige Weise eingebunden. Dabei steht für uns das Thema sichere Automation im Vordergrund.

SmartFactory KL zeigt auf eindrucksvolle Weise die Modularisierung der Fertigungsprozesse, wie sie im Kontext der Industrie 4.0 erwartet wird. In den Arbeitsgruppen und den Projekten werden die Themen praktisch und praktikabel erprobt und in diversen Gesprächen bewertet. Die Arbeitsergebnisse fließen in den so genannten „Demonstrator“ ein. Er führt vor, wie die erarbeiteten Lösungen in der Praxis funktionieren. Diese Erkenntnisse und Erfahrungen ermöglichen uns eine Standortbestimmung nach innen und einen Dialog mit den Kunden und Anwendern nach außen.

Was hat sich augenscheinlich verändert? Worauf sollten Unternehmen bei den Themenkomplexen „Sicherheit“ und „Automatisierung“ im Kontext der Digitalisierung besonders beachten?

Die Bandbreite der sichtbaren Veränderungen ist vielfältig. Das Wichtigste voran: Safety und Security müssen im Zusammenhang mit Industrie 4.0 und Digitalisierung als „Enabler“ verstanden werden. Sie ermöglichen erst Industrie 4.0. Die Modularisierung der Fertigungsabläufe führt dazu, dass Security und Safety in die einzelnen Maschinen wandern. Oder anders formuliert: Security und Safety werden innere Bestandteile der Maschinen. Damit treten beide Sicherheitsfunktionen quasi als Zwillinge auf.

Beim Stichwort „Modularisierung“ möchte ich einen wichtigen Aspekt ergänzen. Denn sie ist eine zentrale Antwort auf die Anforderungen der Industrie 4.0. Hier muss die Intelligenz lokal in die Steuerung einer Maschine wandern. Gleichzeitig muss eine „Multi Master Struktur“ vorhanden sein, damit das System weiter im Betrieb ist, wenn ein Modul zugeschaltet oder abgeschaltet wird. Unser Automatisierungssystem PSS 4000 beherrscht diese Funktion heute schon und ist damit für diese Aufgaben der Zukunft geradezu prädestiniert.

Am Stammsitz in Ostfildern arbeiten Entwicklung, Produktion und Vertrieb eng zusammen. Mit 13.500 m2 Nutzfläche bietet das Produktions- und Logistikzentrum ausreichend Platz für 390 Mitarbeiter. Pro Tag werden hier im Schnitt rund 2.200 Schaltgeräte, Steuerungen, Sensoren und Antriebstechnik-Produkte produziert. Die Produktion ist bei Pilz mit den vor- und nachgelagerten Prozessen und Abläufen vernetzt – ganz im Sinne von Industrie 4.0. 

Gibt es weitere Anforderungen an Unternehmen, die in Richtung Digitalisierung und Industrie 4.0 gehen möchten?

Ein ganz wichtiges Themenfeld ist die wachsende Bedeutung von Robotern und autonomen Applikationen. Ihre Bedeutung wird im Zuge von Industrie 4.0 beziehungsweise Digitalisierung zunehmen. Hier werden Menschen und Maschinen nicht mehr nebeneinander sondern miteinander arbeiten. Diese Mensch-Maschine-Kollaboration ist ein wichtiges Thema bei uns im Haus, das wir in vielfältigen Applikationen bereits umgesetzt haben.

Eine weitere Veränderung ist, dass Maschinen – bereits heute, aber im Kontext von Industrie 4.0 künftig noch mehr – zusätzliche Funktionen erfüllen und ausführen müssen. Entscheidende Faktoren sind Datenhandling und Kommunikation. Durch intelligente Sensorik, beispielsweise, wird ein Mehr an Kommunikation entstehen. Sie macht andere Protokolle und Schnittstellen notwendig. Die Steuerungen müssen diese Daten teilweise eigenständig verarbeiten und zu einem großen Anteil an übergeordnete Systeme weiterleiten.

Sie brauchen neben der Steuerungsfunktionalität auch Datenhandlings-Funktionalitäten. Gleichzeitig müssen die großen Datenmengen sicher in einer Cloud gespeichert werden.

Ist Industrie 4.0 und Digitalisierung nur eine Frage der Technologie?

Sie haben zuvor gefragt, worauf Unternehmen beim Thema „sichere Automatisierung“ im Sinne von Industrie 4.0 beachten sollen. Es ist unbedingt notwendig, die Menschen auf dem Weg zur Industrie 4.0 mitzunehmen. Insgesamt ist es für das eigene Unternehmen wichtig, herauszufinden, wie Industrie 4.0 das Unternehmen selbst und das Geschäftsmodell beeinflusst und prägt. Am Ende stellt sich jedoch immer die Frage, wie die Firma den Weg in Richtung Industrie 4.0 gemeinsam mit seinen Mitarbeitern bestreitet.

Ein schöner Schlusssatz! Herr Stark, ich danke Ihnen für das Gespräch.

(Das Interview wurde geführt von Kamuran Sezer, futureorg Institut.)

Mit Blick auf Industrie 4.0 kommt dem Thema Sicherheit eine herausragende Rolle zu. Sicherheit und Automatisierung stehen dabei nicht nebeneinander. Vielmehr setzen sie eine ganzheitliche Lösung voraus. Wie sie konkret aussieht, zeigt Pilz GmbH & Co. KG.. iovolution.de hat ein Interview mit Klaus Stark geführt, der Innovationsmanager bei der Pilz GmbH & Co. KG ist.

Pilz GmbH & Co. KG

Pilz GmbH & Co. KG ist ein traditionsreiches Familienunternehmen, das rund um den Globus präsent ist. Wichtiges Anliegen des Unternehmens ist die Zukunft der industriellen Automation – und damit verbunden - das Thema Sicherheit. Im Weltmarktführerindex 2017 der Universität St. Gallen ist die Pilz GmbH & Co. KG als „Hidden Champion“ in der Branche „Elektronik und Elektrotechnik“ gelistet.

Mehr Informationen unter: www.pilz.com

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Die digitale Transformation der Wirtschaft, die auch unter dem Begriff Industrie 4.0 diskutiert wird, ist ein Megatrend, der alle Arbeits- und Lebensbereiche durchdringt und sie verändert. Sie betrifft das Bildungssystem genauso wie das Gesundheitswesen, die Kommunen ebenso wie den Handel und selbstverständlich auch die industrielle Hochtechnologie, die das Herzstück des deutschen Standorts bildet. Umso wichtiger ist es, diese vielfältigen und dynamischen Entwicklungen der digitalen Transformation übersichtlich darzustellen und verständlich zu erklären. Wie wichtig dies ist, kennen wir aus unserer täglichen Arbeit bei der Iodata GmbH. Als Daten-Spezialisten strukturieren, analysieren und visualisieren wir Unternehmensdaten, damit das Management begründete und fundierte Entscheidungen treffen kann. Um die vielfältigen Entwicklungen der Digitalisierung zu beschreiben und zu verstehen, müssen ergänzend zu den quantitativen Daten auch qualitative Indikatoren beachtet werden. Denn heute blicken wir auf dem Fundament von Business Intelligence auf neue Herausforderungen: Smart Data, künstliche Intelligenz, autonome Fertigungsbetriebe, vernetzte Fabriken, Mensch-Roboter-Kollaborationen, predictive analytics, Internet der Dinge oder virtuelle Realitäten, um nur einige Highlights zu nennen. Iovolution.de ist daher nicht nur ein Online-Magazin, das sich an Entscheider aus Wirtschaft, Verbände, Politik und Wissenschaft wendet. Es ist eine Erweiterung des Angebots der Iodata GmbH: ein Instrument zur Trend- und Innovationsbeobachtung.

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