Die Bundesregierung verfolgt eine ambitionierte Strategie, um Deutschland zu digitalisieren. Verbände und Forschungsinstitute sind mit dem Tempo nicht zufrieden. Dies gilt nicht nur für das Internet. Auch Straßen und Brücken erfordern Investitionen.
Schlaglöcher, marode Brücken und langsames Internet: Rund zwei Drittel der deutschen Unternehmen werden regelmäßig von Infrastrukturmängeln behindert. 16 Prozent sprechen sogar von deutlichen Beeinträchtigungen. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Damit hat sich die Situation seit der letzten Umfrage im Jahr 2013 noch mal merklich verschlechtert. Damals gaben 58 Prozent der Firmen an, durch Infrastrukturmängel beeinträchtigt zu werden. Zehn Prozent sprachen von starken Problemen.
Die größten Schwierigkeiten machen marode Straßen und Brücken, die zu vielen Staus und damit längeren Transportzeiten führen – rund drei Viertel aller befragten Firmen leiden darunter. Besonders betroffen ist das Baugewerbe, hier fühlen sich rund 80 Prozent aller Unternehmen beeinträchtigt. Aber auch zahlreiche Dienstleistungsbetriebe haben zu kämpfen. „Die Wirtschaft ist auf eine möglichst reibungslose Logistik angewiesen. Die mangelhafte Infrastruktur ist dabei Sand im Getriebe“, sagt IW-Wissenschaftler Thomas Puls. Besonders beklagenswert ist der Zustand in Nordrhein-Westfalen, zeigt die IW-Studie. Doch auch in Baden-Württemberg gibt es immer öfter Probleme: Rund 70 Prozent der dortigen Betriebe fühlen sich inzwischen beeinträchtigt.
Im Osten bremsen dagegen vor allem mangelhafte Kommunikationsnetze die Wirtschaft. Rund 70 Prozent aller in Ostdeutschland befragten Betriebe fühlen sich hierdurch inzwischen eingeschränkt. In Baden-Württemberg sind es sogar 75 Prozent. Auch hier haben sich die Werte seit 2013 merklich verschlechtert. „Gerade im zukunftsweisenden Bereich der Kommunikation darf ein Land wie Deutschland nicht hinterherhinken, die Politik muss dringend nachbessern“, mahnt Puls.
Besonders zu diesem Thema dürfte sich der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, Prof. Achim Wambach, anschließen. In einem im Juni dieses Jahres erschienenen Standpunkts findet er mahnende Worte. “Schon das Breitband-Ziel, jedem Haushalt mindestens eine Internetgeschwindigkeit von 50 Mbit/s bis 2018 zu ermöglichen, konnte die alte Bundesregierung nicht einhalten,” führte er an. Entsprechend skeptisch fällt seine Einschätzung zum Versprechen der neuen Bundesregierung aus, bis 2025 den flächendeckenden Ausbau mit Gigabit-Netzen (1.000 Mbit/s) umzusetzen.
Damit bezieht sich Wambach auf die Strategie “Zukunftsoffensive Gigabit-Deutschland” der Bundesregierung. In vier Phasen soll die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft wichtige Schritte in der digitalen Transformation absolvieren (siehe Info-Kasten unten). Mit Blick auf die vierte Phase sieht Wambach großen Handlungsbedarf, um die angestrebten Ziele erfüllen zu können. Zwar werde bereits 2019 mit “5G” die fünfte Generation des Mobilfunkstandards eingeführt werden. Aufgrund der Marktdynamiken befürchtet er allerdings, dass auf der Landkarte “weiße Flecken” existieren werden, weil es für Unternehmen sich nicht lohnt, den Netzausbau eigenwirtschaftlich auszubauen und zu betreiben. (zew/iw/bmvi/iovolution)
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