China schreitet mit großen Schritten in der Regulierung der Digitalisierung voran. Manches ähnelt den europäischen Ansätzen, aber die chinesischen Gesetze zu Datensicherheit und -schutz gehen deutlich weiter. Dies kann sogar zu einer Gefahr für das deutsche Geschäftsmodell werden.

Chinas Digitalisierungsstrategie: Gefahr für das deutsche Geschäftsmodell?

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China schreitet mit großen Schritten in der Regulierung der Digitalisierung voran. Manches ähnelt den europäischen Ansätzen, aber die chinesischen Gesetze zu Datensicherheit und -schutz gehen deutlich weiter. Dies kann sogar zu einer Gefahr für das deutsche Geschäftsmodell werden.

China verfolgt ambitionierte Ziele: Die Digitalisierung soll die Wirtschaft zusätzlich ankurbeln und helfen, die politische Stabilität zu sichern. Die Regulierung der Digitalisierung in dem Land gibt hierfür den Rahmen vor (siehe auch Demary et al., 2021). Eine Vielzahl an Gesetzen und Gesetzentwürfen regeln den Zugang und die Nutzung von Daten, den Schutz von Konsumenten und die Cybersicherheit. Das Problem aus europäischer Sicht: Die Regulierung hat meist einen großen Anwendungsbereich und beinhaltet weitreichende Zugriffsmöglichkeiten des chinesischen Staates, etwa auf Daten. Dazu kommen strenge Vorgaben zum Speicherort von Daten, zum Transfer von Daten ins Ausland sowie das Social Credit System, das Daten zu Individuen, aber vor allem zu Unternehmen zusammenführen soll. Bei einer schlechten Bewertung kann die chinesische Regierung auch die Geschäftstätigkeit ausländischer Firmen erschweren.

Ein weiteres strukturgebendes Element der chinesischen Digitalpolitik besteht in einer Kollaboration zwischen Wirtschaft, Staat und Partei, die sich zum Beispiel in der Blockade des Marktzugangs ausländischer Tech-Unternehmen äußert, um heimische Unternehmen zu schützen. Gleichzeitig strebt China mit eigener Soft- und Hardware sowie intensiver Beteiligung in Standardisierungsgremien auch international nach Einfluss in der digitalen Sphäre.

Auswirkungen auf das deutsche Geschäftsmodell

Diese umfassende chinesische Digitalregulierung bringt für deutsche Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen zu oder Standorten in China Kosten und Risiken mit sich. Dazu zählen insbesondere Compliance-Kosten für die Beachtung der Vorgaben, Sanktionsrisiken bei (vermeintlichen) Verstößen sowie Kosten des unfreiwilligen Data Sharings. Gleichzeitig stellen Größe und Dynamik des chinesischen Markts nach wie vor eine große Chance dar. Es gilt also umso mehr abzuwägen.
 
Allerdings verändert die zunehmende Regulierung der digitalen Sphäre möglicherweise die Strategie deutscher Unternehmen, den chinesischen Markt zu bedienen. Statt eines Rückzugs vom chinesischen Markt könnte es sogar zum Gegenteil kommen und Exporte zunehmend durch Produktion vor Ort ersetzt werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Chancen des chinesischen Marktes als sehr hoch bewertet werden. Wenn es zur Marktbedienung ohnehin nötig ist, die genannten Kosten und Risiken auf sich zunehmen, geht man möglicherweise gleich ganz nach China. Daher könnte sich im Rahmen einer Ganz-oder-gar-nicht-Strategie eine Produktionsverlagerung nach China anbieten. Aufgrund der regulatorischen Vorgaben und sich abzeichnender Abkoppelungstendenzen könnten sich deutsche Firmen in China gezwungen sehen, dort autarke digitale Systeme aufzubauen, um den Markt weiter bedienen zu können

Ergebnisse einer Unternehmensbefragung

Eine mögliche Verlagerung nach China ist mit einer Gefahr für das industriebasierte deutsche Geschäftsmodell verbunden, welche von deutschen Unternehmen so auch gesehen wird. In der Umfrage wurden Ende des Jahres 2020 im Rahmen des IW-Zukunftspanels rund 1.100 Unternehmen aus Industrie und industrienahen Dienstleistungen zu Strukturwandeltrends und ihren damit verbundenen Erwartungen befragt.
 
Über die Hälfte der befragten deutschen Unternehmen erwartet, dass sich der chinesische Markt wegen der Regulierungsunterschiede bei der Digitalisierung bald fast nur noch durch Produktion vor Ort bedienen lässt. Bei den Unternehmen mit Produktion in China, die noch einen tieferen Einblick in die hier aufgezeigten Tendenzen haben, sind es sogar rund 55 Prozent. Eine solche Entwicklung würde das Exportmodell vieler deutscher Firmen untergraben, den chinesischen Markt durch Ausfuhren aus Deutschland zu bedienen und so hier Arbeitsplätze zu sichern.

Gefährdungen für das deutsche Geschäftsmodell

Darüber hinaus zeichnen sich weitere Gefährdungen des deutschen Geschäftsmodells ab. So erwarten rund vier von fünf der befragten Firmen aller hier betrachteten Kategorien, dass chinesische Unternehmen durch die Digitalisierungsinvestitionen des chinesischen Staates in den nächsten Jahren einen dauerhaften Wettbewerbsvorsprung haben werden. Dies ist als deutliches Warnsignal an die deutsche Politik zu verstehen, dass eine zu zögerliche und zurückhaltende Digitalisierungsstrategie gegenüber chinesischen Konkurrenten das deutsche Geschäftsmodell gefährden kann.
 
Schließlich ist zu fragen, ob der Standort Deutschland davon profitieren kann, wenn deutsche Unternehmen im Vorreiterland China neue digitale Technologien entwickeln und diese schließlich im Zuge der internationalen Wissensdiffusion auch hierzulande nutzbar werden. Im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie, bei der Deutschland schon in den 1990er Jahren hinter den damaligen Vorreitern USA und Japan zurücklag, war das der Fall. Deutsche Firmen konnten die neue Basisinnovation nutzen, um ihre (Old-Economy-) Produkte zu verbessern, und so die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie erhalten und teils sogar weiter ausbauen. Die zentrale Frage ist daher, ob China ebenfalls den Wissenstransfer zulassen wird. Problematisch wäre es auch, wenn die Abkoppelungstendenzen noch breiter werden, weil China seine digitale Einflusssphäre auf weitere Länder ausdehnt und so deutsche Exporteure auch hier zunehmend auf Schwierigkeiten stoßen würden. Daher ist es relevant, dass rund 80 Prozent und mehr der befragten deutschen Firmen der verschiedenen Kategorien erwarten, dass China seine digitalen Standards im Rahmen der „Neuen Seidenstraße“ auch in anderen Ländern durchsetzen wird.

Wirtschaftspolitische Empfehlungen

Die chinesische Digitalpolitik kann also durchaus Auswirkungen auf das deutsche Geschäftsmodell haben. Es ist daher aus deutscher Perspektive wichtig, in verschiedenen Handlungsfeldern aktiv zu werden und zu bleiben, um die deutsche Wirtschaft auch in digitaler Hinsicht international wettbewerbsfähig zu halten. Dazu zählt zum einen eine verstärkte transatlantische Zusammenarbeit bei der Digitalisierung, für welche die Biden-Administration in den USA neue Chancen bietet. Zudem sollte die Wettbewerbsfähigkeit deutscher und europäischer Unternehmen grundsätzlich gestärkt werden, etwa durch bessere Rahmenbedingungen für Start-ups und die Vollendung des digitalen Binnenmarkts der EU. Und nicht zuletzt sollte der Dialog zwischen China und der EU zu Digitalisierungsfragen gefördert werden, um eine Abschottung Chinas zugunsten einer produktiven Zusammenarbeit zwischen der EU und dem Land zu vermeiden. (IW/futureorg/iovolution)

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