Unternehmen, die in digitale Technologien investierten, überstanden die Finanzkrise von 2008 erfolgreicher als gering digitalisierte Unternehmen. Zu diesem Ergebnis gelangten Forscher des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung. Hierfür werteten sie Daten aus 12 EU-Ländern und sieben Industrien aus.   

Die Finanzkrise von 2008 steckt noch immer in den Knochen von Unternehmen und ganzen Volkswirtschaften. Sie war ein ungeahnt starkes Erdbeben, das Erinnerungen an die Weltwirtschaftskrise von 1929 wachrief. Die Krise unserer Generation liegt fast zehn Jahre zurück. Das ist eine ausreichend lange Zeit für Forscher, die Langzeitwirkung und Ursachen der Krise zu untersuchen. Ein wichtiger Begriff, der im Zuge der Krise aufkam und die Forschung durchdrang, ist “Resilienz”.

Resilienz ist ein Begriff, der in der Psychologie anerkannt und weit verbreitet ist. Er meint die psychische Widerstandsfähigkeit eines Menschen, Krisen zu bewältigen. Raumplaner und Geografen übernahmen diesen Begriff, um zu erklären, warum manche Regionen in Europa die Finanzkrise aus 2008 besser überstanden haben als andere. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) veröffentlichte vor Kurzem ein Diskussionspapier, in dem die Autoren ebenfalls mit dem Begriff Resilienz gearbeitet haben.

Digitalisierte Unternehmen grundsätzlich produktiver

Genau genommen, untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, ob Unternehmen mit fortgeschrittener Digitalisierung die Finanzkrise besser überstanden haben als gering digitalisierte Unternehmen. Das Ergebnis der Forscher fällt eindeutig aus: Unternehmen mit hohem Digitalisierungsgrad waren weniger stark von der Krise in den Jahren 2008 und 2009 betroffen als gering digitalisierte Unternehmen. Dies gilt insbesondere für Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor.

Unternehmen mit einem hohen Digitalisierungsgrad sind grundsätzlich produktiver als gering digitalisierte. Denn um erfolgreich zu digitalisieren, müssen Produktions- und Arbeitsprozesse angepasst werden, wodurch Unternehmen effizienter und produktiver werden. Aber wirken sich solche Digitalisierungsprozesse auch in Krisenzeiten aus? Überstehen stärker digitalisierte Unternehmen solche Zeiten besser? Die Auswertung eines neuartigen Datensatzes für zwölf EU-Länder und sieben Industrien im Zeitraum von 2001 bis 2010 erlaubt es, diese Frage empirisch zu beantworten.

Digitalisierte Unternehmen überstehen Krisen besser

Die Analyse zeigt, dass stärker digitalisierte Unternehmen insbesondere aus dem Dienstleistungssektor weniger stark von der Krise getroffen wurden als gering digitalisierte, denn Produktivitätsniveau und –wachstum haben sich bei diesen Unternehmen kaum verringert, während sie bei gering digitalisierten Unternehmen stark zurückgingen. Gleichzeitig waren diese Unternehmen im Vergleich zu gering digitalisierten auch erfolgreicher darin, Prozessinnovationen zu realisieren und durch diese effizientere Gestaltung von Prozessen Kosten einzusparen.

„Unternehmen, die in digitale Technologien investieren und diese auf clevere Art und Weise einsetzen, sind eher in der Lage, flexibel auf veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu reagieren und Krisenzeiten besser zu überstehen“, sagt Prof. Dr. Irene Bertschek, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“ und Koautorin der Studie. (zew/iovolution)

[su_box title=“DOWNLOAD DER STUDIE“ style=“noise“ box_color=“#fd5f00″ radius=“4″]Die Studie in englischer Sprache findet sich zum Download unter: http://www.zew.de/PU79337

Für Rückfragen zum Inhalt: Prof. Dr. Irene Bertschek, Telefon 0621/1235-178, E-Mail: irene.bertschek@zew.de[/su_box]